Schachschule Quiz Challenge #6
Challenge
Christopher Noe steht etwas besser, keine Frage. Seine verdoppelten Türme beherrschen die einzige offene Linie, können daraus aber noch kein Kapital schlagen. So schön es aussieht, tatsächlich leidet die schwarze Stellung unter einem Problem. Welches ist das? Und wie hat es Noe behoben?
Auflösung
„Sprich mit deinen Figuren“, rät der US-amerikanische Großmeister und Autor Yasser Seirawan seinen Schachschülerinnen und -schülern. Seirawan erklärt, dass sich Figuren in Not schon melden werden und uns Hinweise geben, was zu tun ist. Wir müssen nur mit ihnen reden.
Mit seinem einprägsamen Ratschlag adressiert Seirawan eines der wichtigsten Konzepte im Schach, eines, das in fast jeder Partie zum Tragen kommt: Figuren verbessern.
Figuren verbessern ist, was Schachspielerinnen und -spieler tun, wenn gerade nichts Konkretes zu tun ist. Dann kümmern wir uns darum, dass jede unserer Figuren mitspielt und mit maximaler Wirkung aufgestellt ist.
Christopher Noe hat in seinem bis dahin günstig gelaufenen Duell im German Masters 2023 gegen Supertalent Leonardo Costa mit seinen Figuren gesprochen. Während die Türme zufrieden dreinschauten, meldete sich der Springer auf g6. „Hilf mir, Christopher“, sagte der Springer. Und beklagte sich über fehlende Flexibilität.
So, wie es steht, ist der stolze Springer an eine Aufgabe minderer Natur gebunden. Er deckt den Bauern e5, sonst macht er nichts. Ziehen kann der Springer nicht, dann würde der Bauer verloren gehen. Aber der Springer würde gerne ziehen, um in der Nähe des Zentrums nach Vorposten Ausschau zu halten, anstatt am Königsflügel ohne Perspektive nach vorne dazustehen.
Als ihm der Springer sein Problem geschildert hatte, musste Noe nicht lange nachdenken: 22…f7-f6. Das stabilisiert den Zentrumsbauern und macht den Springer flexibel. Der begab sich in den folgenden Zügen fröhlich wiehernd über f8 nach e6. Plötzlich war aus dem im Abseits stehenden Gaul die Kavallerie einer zentral mobilisierten Armee geworden.