Schachschule Quiz Challenge #20

Challenge
Siehst du, um welches Feld hier beide Seiten kämpfen? In einer ihrer bekanntesten und lehrreichsten Partien gegen den späteren Weltmeister Viswanathan Anand fasste Judit Polgar hier einen Plan, wie Weiß das Kommando übernimmt. Wie geht dieser Plan? Und was zog Polgar?
Auflösung
64 Felder hat das Schachbrett, hier geht es nur um eines. Der Kampf um das Feld d5 bestimmt, wie beide Seiten vorgehen. Weiß hat einen Traum und wird versuchen, ihn Wirklichkeit werden zu lassen: Auf dem Stützpunkt d5 einen Springer installieren – und zwar so, dass Schwarz diesen Springer weder vertreiben noch abtauschen kann.
Das zentrale Feld d5 ist eine potenzielle Schwäche von Schwarz. Er kann es nicht mit Bauern verteidigen. Zugänglich für weiße Figuren ist das Feld jetzt schon, aber unmittelbar nach d5 zu springen, bringt nichts. Schwarz tauscht den Springer ab, Problem gelöst. Und würde dann der zweite weiße Springer einen Weg nach d5 finden – auch den würde Schwarz abtauschen. Solange Schwarz zwei Springer hat, die das Feld d5 bestreichen können, bleibt für Weiß der ewig und unantastbar verankerte Springer auf d5 ein Traum.
Judit Polgar hat das in ihrer Partie gegen den späteren Weltmeister Viswanathan Anand, gespielt in Wijk an Zee 1998, mit einem Blick erfasst. Und sie schmiedete einen dreiteiligen Plan, der in die Lehrbücher eingehen und die Partie zu einer ihrer bekanntesten machen sollte (was auch mit der spektakulären Abschlusskombination zu tun hat, aber das ist eine andere Geschichte).
Polgar zog Le3-g5, Teil eins ihres Plans, das Feld d5 freizukämpfen. Als nächstes wird sie den Läufer gegen den Springer auf f6 tauschen. Damit ist ein potenzieller Verteidiger des Felds d5 eliminiert. Drei Züge später stand es so:
Jetzt kann Weiß einen Springer nach d5 bringen, um das letzte verbliebene Springerpaar auf dem Brett zu tauschen, Teil zwei des weißen Plans. Danach wird Schwarz nur noch über eine Leichtfigur verfügen, den schwarzfeldrigen Läufer. Und der kann nichts dagegen unternehmen, dass sich der weiße Springer auf d5 einnisten wird. Natürlich ist es nicht trivial, den weißen Springer von e1 bis nach d5 zu bringen, aber möglich. Schwarz, einer der besten Spieler der Welt, schaffte es in der Folge, noch einigen Sand ins weiße Getriebe zu streuen, trotzdem war es 13 Züge später vollbracht, der Traum war Wirklichkeit geworden, Teil drei des Plans ausgeführt:
Unantastbar und dominant ist der weiße Springer auf seinem zentralen Stützpunkt d5 verankert (wir nennen so einen Springer-Stützpunkt auch Vorposten). Weiß hat stabilen Vorteil, auch wenn die Partie noch längst nicht gewonnen ist. Dafür brauchte die beste Schachspielerin jemals weitere 30 Züge.