Schachschule Quiz Challenge #2
Challenge
Großmeister Frederik Svane muss den Läufer auf e4 schlagen, sonst hat er eine Figur weniger. So weit ist das klar. Aber wie soll er den Läufer nehmen?
Auflösung
Zählen wir erst einmal das Material und stellen fest, Weiß hat einen Bauern mehr. Ergo: Wenn hier jemand gewinnen möchte, dann Weiß.
Eigentlich gilt, dass wir gerne Material tauschen, vereinfachen, wenn wir materiell vorne liegen. Nach dieser Faustregel würde sich 35.Dxe4 anbieten, um die Damen zu tauschen und die Partie in ein Läuferendspiel zu überführen.
Aber trotz dieser Faustregel spielt hier ein anderer Faktor eine entscheidende Rolle: ungleichfarbige Läufer, ein weißfeldriger von Weiß und ein schwarzfeldriger von Schwarz. Im Endspiel wirken ungleichfarbige Läufer als Remisfaktoren.
Wären die Damen getauscht, könnte zum Beispiel Schwarz seine Bauern auf schwarze Felder stellen. Sie wären dort für den weißen Läufer unangreifbar. Oder er könnte mit seinem König einen weißen Freibauern auf einem schwarzen Feld blockieren, und Weiß könnte ihn von dort nicht vertreiben. Der Freibauer wäre gestoppt. Oft reichen im Endspiel nicht einmal zwei Mehrbauern zum Gewinn, wenn ungleichfarbige Läufer auf dem Brett stehen.
35.Dxe4 wäre ein Fehler. Schwarz würde nur zu gerne die Damen tauschen. Das Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern würde er trotz Minusbauern leicht remis halten.
Darum zog Frederik Svane in dieser Partie der Auftaktrunde des German Masters gegen den späteren Turniersieger Dennis Wagner 35.Lxe4, ein Zug, auf den er nicht nur nach dem Ausschlussverfahren kommen kann. Noch etwas spricht dafür, mit dem Läufer zu nehmen: die mangelnde schwarze Königssicherheit.
Ist Dir das klaffende Loch in der schwarzen Rochadestellung aufgefallen? Der schwarze König steht offen. Im Endspiel, bei stark reduziertem Material, wäre das nicht schlimm, dem König würde nichts drohen. Mit Damen auf dem Brett könnte das anders sein, Weiß mag Drohungen gegen den exponierten schwarzen König aufstellen können.
Das führt uns einmal mehr zu den ungleichfarbigen Läufern, die eine ambivalente Angelegenheit sind. Im Endspiel wirken sie als Remisfaktoren, im Angriff helfen sie dem Angreifer, der dank ungleichfarbiger Läufer oft quasi mit einer Mehrfigur spielt. Würde es Weiß gelingen, auf den weißen Feldern Spiel gegen den schwarzen König zu inszenieren, Schwarz könnte diese Felder schwerlich verteidigen. Dafür hätte er den falschen Läufer.